PSYCHOANALYTISCHES SEMINAR LUZERN

Befragte Identität.

Identität im Fokus von trans*, cis* oder...

Seminar am 5./6. Mai 2017

mit

Patrick Gross (Basel) und Lisa Schmuckli (Luzern)

Trans*Menschen konfrontieren die Cis-Therapeut_innen mit den eignen Vorstellungen nicht nur der Geschlechterdifferenz, sondern vor allem auch mit der Vorstellung von „Identität“.

„Identität“ ist ein schillernder und interessanter Begriff, versucht er doch etwas zu erfassen, was oft diffus, konfliktreich und offen ist. Zwar können wir spontan über uns als „einheitliche“ Persönlichkeit erzählen, auch wissen wir um uns über Zeit und Raum hinweg, verstehen uns wohl aus einer Kontinuität und kontinuierlicher Entwicklung heraus. Wir eignen uns gar eine „weibliche“ bzw. „männliche Identität“ an, arbeiten stetig an deren Kohärenz und integrieren folglich subjektiv die Geschlechter-Differenz in uns. Vielleicht haben wir gar kleinere und gröbere Risse in unserer Biographie „gekittet“ und so das Einheitliche wieder hergestellt und einer gewissen Brüchigkeit für einen kurzen Moment ein Schnippchen geschlagen.

Die Metapher der „gekitteten Identität“ eröffnet mögliche Fragen:

• Geht es im Konzept „Identität“ darum, Bruchstellen im eigenen Leben bzw. im psychischen Erleben zu kitten, also auszubessern und somit kohärent zu halten (‚doing gender‘)?
• Ist die Transition auf der individuellen Ebene als medizinisches Projekt eine Variante, subjektiv eine Bruchstelle zu kitten? Und ist auf der gesellschaftlichen Ebene dieselbe Projekt und seine Rechtsprechung eine Art ‚Kitt‘ der zunehmend brüchig werdenden binär-heteronormativen Geschlechterordnung?
• Ignoriert das Konzept „Identität“ die Differenz zwischen den Geschlechtern bzw. die Möglichkeit, non-binary zu leben? Zugespitzter: Verhindert das Konzept „Identität“ Phantasien und Möglichkeiten zahlloser Differenzen und Identitäten auszuwählen und auszuleben?
• Fördert das Konzept der Identität gerade die Schaffung des Anderen (‚Othering‘), so dass gerade Trans*Menschen im Kontext der gesellschaftlichen Cis*-Heteronormativität als ‚die Anderen‘ Gefahr laufen, mit der möglichen Zuschreibung einer nicht-korrekte, weil brüchige Identität konfrontiert und tendenziell ausgegrenzt zu werden?

Wir wollen diesen und weiteren Fragen im Seminar entlang von drei Texten der Autor_innen Andreas P. Herrmann, Esther Hutfless und Barbara Rendtorff und entlang unserer Erfahrungen nachgehen und uns (durchaus auch kontrovers) austauschen.

Die Texte können bei den Moderator_innen per Mail angefordert werden.

Moderation:

Patrick Gross ist Psychoanalytiker und Psychotherapeut in Basel, Mitbegründer und Koordinator der Fachgruppe-Trans*, einer multidiziplinären Arbeitsgruppe für Trans*Begleiter_innen in der deutschsprachigen Schweiz. Dozent am Ausbildungszentrum für Psychoanalytische Psychotherapie (AZPP) in Basel. gross.patrick@gmail.com

Lisa Schmuckli arbeitet als Psychotherapeutin u.a. auch mit Trans*Menschen und beschäftigt sich seit langem mit Gender-Themen. Sie ist Mitglied des PSL. l.schmuckli@bluewin.ch

Bitte Anmeldung an: l.schmuckli@bluewin.ch

Administratives:

Ort:

Hotel Waldstätterhof Luzern, Zentralstrasse 4, 6003 Luzern

Kurszeiten:

Freitag 5. Mai 13.00h – 18.00h, 19.30h – 21.00h

Samstag, 6. Mai 09.00h – 13.00h (Fallseminar)

Kosten:

Fr. 50.- für Mitglieder des PSL

Fr. 75.- für Studierende des KJF und des AZPP

Fr. 100.- für Interessierte